Kunst
04.07.2021

Der Hund in der Kunst – Teil 1: von der Urzeit bis zum Römischen Reich

Als ältestes Haustier des Menschen begleitet uns der Hund schon seit rund 15‘000 Jahren. Belege dafür finden sich in vielen Darstellungen von Hunden, die uns unsere Vorfahren hinterlassen haben. In Felsmalereien verewigt, vergöttert oder dargestellt als Ausdruck von Macht – der Hund ist in der Kunst ein beliebtes Motiv.

Prähistorik – der Hund als Jagdhelfer

Die wohl älteste Darstellung von Hunden findet sich in der Cueva de la Vieja in Alpera nahe der spanischen Ostküste: Hunde, die wie es scheint, Hirsche jagen. Diese und weitere prähistorische Felsmalereien mit diversen anderen Motiven sind rund 10‘000 Jahre alt. Der figurative Stil dieser Malereien, bei dem nur die Grundelemente der Figuren dargestellt sind, wird als schematische Kunst bezeichnet. Und dies ist nicht die einzige Höhlenkunst, in der Hunde als Jagdhelfer gezeigt werden. Es existieren noch weitere Felszeichnungen von Haushunden, die rund 9'000 v. Chr. entstanden sind. Insgesamt sind es 156 Abbildungen von Hunden, einige davon sogar an der Leine. In Shuwaymis und Jubbah in Saudi-Arabien hat man perfekt erhaltene prähistorische Felsbilder gefunden: Darauf zu sehen sind Hunde, die an der Taille von Jägern angeleint sind, damit diese die Hände frei hatten, um ihre Bögen bedienen zu können. Experten gehen davon aus, dass es sich um junge Hunde handelt, die ausgebildet werden sollten, da die anderen dargestellten, grösseren Hunde frei herumlaufen.

Die Darstellung von Hunden in der antiken Kunst

 
Mesopotamien

Viele Darstellungen, die den Hund in der mesopotamischen Gesellschaft zeigen, belegen, dass Hunde zum Alltag der Bewohner dieses Teils des Nahen Ostens gehörten. Dabei handelt es sich um Vorfahren des Anatolischen Hirtenhunds, eine molossoide Hunderasse, die über mehrere Jahrtausende als Herdenhund, aber auch zur Jagd eingesetzt wurde. Hunde hatten den Ruf, dass Sie Angriffe durch Raubtiere abwehren konnten und waren darum auch das Symboltier der Heilsgöttin Gula. Im Heiligtum der Göttin Gula im mesopotamischen Isin im heutigen Irak findet sich ein Hundefriedhof und es wurden Opfergaben und Hundestatuen aus Stein oder Bronze gefunden, die in der Hoffnung auf Heilung dargebracht wurden. Im Louvre in Paris ist eine Votivstatue ausgestellt, die einen Behälter mit Kräutern trägt. Sie wurde in der historischen Stätte von Tello gefunden und ist auf 2000 v. Chr. datiert.
Zeitgleich gab es auch in der assyrischen Kunst zahlreiche Darstellungen von Hunden, zum Beispiel auf den Friesen im Palast von Ninive im heutigen Mossul. König Ashurbanipal, der diesen Palast während seiner Regentschaft zwischen 669 und 631 v. Chr. errichten liess, wollte die Heldentaten seiner zahlreichen Hunde verewigen. Auf einigen Bildern werden diese grossen Hunde von Bediensteten an der Leine geführt. Für die damaligen Herrscher waren Hunde ein Zeichen von Macht und Prestige. Und so hat man viele Bronze-Rollsiegel und Terrakotta-Tafeln gefunden, auf denen spektakuläre Jagden auf Wildpferde, Wildschweine und sogar Löwen zu sehen sind. Aber Hunde hatten diverse Funktionen. Bei den Hethitern galten sie als magische Beschützer und so fanden sich viele Hundefiguren aus Ton, die böse Geister fernhalten sollten.

Ägypten

Im alten Ägypten stieg das Ansehen, das Hunde genossen, noch weiter: Sie hatten nicht nur die Rolle des Jägers und Kriegers inne, sondern stiegen auf in den Rang einer Gottheit, der die Verstorbenen auf ihrer Reise ins Jenseits beschützen sollte. Anubis, der ägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung, wurde oft als Mensch mit einem Hundekopf dargestellt. Dieser Mythos rührt sicherlich daher, dass Nekropolen (Begräbnisstätten) Orte waren, an denen Hunde nachts nach Nahrung gesucht haben. Für die Ägypter war es dieser Gott, der die verstorbenen Seelen ins Totenreich führte und für die rituelle Vorbereitung zuständig war. Im Grab empfing er die Mumien und überwachte das Abwiegen der Herzen: Auf der einen Seite der Waage befand sich das Herz des Toten, auf der anderen Seite die Feder der Göttin Maat. Das Herz des Verstorbenen durfte nicht mehr als diese Feder wiegen. Diese Szene «Die Wägung des Herzens beim Totengericht» ist auf dem Totenpapyrus des Hunefer aus der 19. Dynastie zu sehen, das im berühmten British Museum aufbewahrt wird. Nebst weiteren Szenen aus dem «Papyrus des Ani» aus der 18. Dynastie, die ebenfalls «das Wiegen des Herzens» sowie das «Totengericht» und «Opferung eines Kalbs während einer Beerdigung» zeigen. Anubis findet sich auf Grabmälern, Schreinen oder auf Amuletten oder Statuen wie die aus Bronze aus dem Jahr 664 v. Chr., die im Louvre aufbewahrt wird. Oder auch auf dem «Kanopenschrein von Tchaouenhouy mit dem liegenden Anubis», datiert auf 1‘000 v. Chr. Auch Schmuck wurde mit dem berühmten Wächter verziert, wie das «Amulett mit dem liegenden Gott Anubis». Neben dem Kult um den Gott Anubis erfuhren auch irdische Hunde hohe Wertschätzung. So wurde Hunden von noblen Persönlichkeiten ein Leben nach dem Tod versprochen, denn sie wurden mit Ehren zu Grabe getragen, wie sie Menschen zuteilwurde. Der Friedhof von Ashkelon in Israel zählt zu den wichtigsten Stätten, obwohl auch in vielen Städten in Ober- und Unterägypten Hundemumien gefunden wurden. Der altägyptische Hund Abutiu – er starb um 2‘280 v. Chr. – ist einer der ersten namentlich bekannten Hunde und hat die Jahrhunderte überdauert. Er war wahrscheinlich ein königlicher Wachhund der lokalen Rasse Tesem, was so viel wie Wall bedeutet. Er wurde mit allen Ehren begraben und es findet sich sogar eine Stele mit Geschenken, die der damalige Pharao dem Tier mit ins Grab gab. Es ist nur noch ein Teil dieser Tafeln erhalten, die im Ägyptischen Museum in Kairo aufbewahrt werden. Eine Darstellung eines Hundes dieser Rasse findet sich auch eingraviert auf dem Grab von Antef II, 2065 v. Chr. Wüste Kriegsszenen und gewalttätige Angriffe von grossen Hunden auf dunkelhäutige Gestalten finden sich auch auf dem Grab von Tutanchamun, ca. 1350 v. Chr.

Griechenland

Aus überlieferten Schriften wissen wir, dass es in der griechischen Antike drei Arten von Hunden gab, den Jagdhund, den Haushund und Hunde der griechischen Mythologie. Jagd- und Haushunde wurden häufig auch verzehrt (Hundefleisch war in der Antike beliebt) oder bei Begräbnisritualen geopfert. Doch mit dem Auftauchen kleinerer Hunderassen setzte sich das Konzept eines Familienhunds langsam durch. So hat man Vasen mit spielerischen Szenen gefunden, wie die attische rotfigurige Kanne «Knabe und Hund» um 420 v. Chr., ausgestellt im Kunsthistorischen Museum Wien. In Kydonien auf der Insel Kreta haben Archäologen sogar Münzen ausgegraben, auf denen Jagdhunde vom Typ Windhund abgebildet sind. Solche Arbeitshunde wurden häufig dargestellt, wie auf dem Gedenkstein Piräus aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., der im Museum von Athen aufbewahrt wird und auf dem sehr schnell rennende Hunde zu sehen sind. Es handelt sich um die gleiche Hunderasse, die auf dem Fresko des Palastes des Nestor dargestellt ist oder auf dem Grab Philipps II. von Makedonien, um nur diese Beispiele zu nennen. Die Griechen schätzten die Eignung zur Jagd dieser Hunde aus Lakonien sehr und haben viel darüber geschrieben. Aber Hunde hatten auch eine dunklere Seite, aber diese Rolle besetzten eher massige Molosser. So streift in der griechischen Mythologie die Hexengöttin Hekate mit ihrer Hundemeute durch die Nacht, die Gräber schänden, um Menschenfleisch zu verschlingen. Im Louvre wird ein Flachrelief aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. aufbewahrt, das Hekate mit ihren zwei Fackeln zeigt, zu ihren Füssen ein Hund. Oder der Höllenhund Zerberus, ein Koloss mit drei Köpfen. Diese Figur aus der Mythologie wurde häufig dargestellt und findet sich auf Tongeschirr, z. B. auf der Amphore «Herakles und Zerberus» (530 bis 520 v. Chr.). Die Figur stammt von dem berühmten Künstler Andokides, der die nicht weniger berühmten roten Gefässe schuf, die typisch für die griechische Keramik sind.

Römisches Reich

Plinius der Ältere meinte: «Hunde sind die einzigen Tiere, die auf ihren Namen hören und die Stimme von Familienmitgliedern erkennen». Darum gehörten Hunde auch zum Alltag der alten Römer. Hunde wurden meist als Arbeitstiere eingesetzt, wie auf vielen Darstellungen zu sehen ist: bei der Jagd oder als Wachhund. Das Haus des tragischen Dichters zeigt eines der bekanntesten Motive aus Pompeji. Ein filigranes «Fussboden-Mosaik im Hauseingang», das vor dem bissigen Hund warnt: Cave Canem! (Lateinisch für „Achtung Hund“). Auch im Krieg kamen Hunde zum Einsatz. Sie wurden für den Kampf abgerichtet und um in der Arena gegen wilde Tiere zu kämpfen. Aber auch der Haushund hatte seinen Platz und reiche Römerinnen mit ihren kleinen Schützlingen – Carnis Melitae oder Malteser – gehörten im antiken Rom zum Stadtbild. Sie waren ein Statussymbol, denn es konnte sich bei Weitem nicht jeder leisten, ein Tier zu unterhalten, das im Prinzip nichts macht. Auf Grabsteinen sieht man Herrchen mit ihren kleinen Hunden oder auf Fresken Kinder, die mit ihren Hundefreunden spielen. Weitere Beispiele : die Skulptur «Kind mit Hund» im Römischen Museum in Nîmes aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. oder die «Inschrift für Helena» (150 bis 200 n. Chr.): der Grabstein einer Frau mit der Skulptur eines kleinen Hundes. Die Künstler verliehen ihrer Zuneigung zu den kleinen Hunden Ausdruck. Sogar Schriftstücke mit Empfehlungen für Hundenamen sind erhalten geblieben. In der römischen Mythologie empfängt Pluto, der Gott der Unterwelt mit seinem Helm aus Hundefell, die Toten im Elysium. Dort durften sie bleiben, wenn sie Gutes vollbracht hatten, wenn sie Schlechtes begangen hatten, wurden sie in den Tartarus geschickt. Dort bewachte sie der Höllenhund Zerberus. In der Folge hat man Diana, Göttin der Jagd, auch häufig in Begleitung eines Hundes dargestellt.