Erziehung, Verhalten
10.08.2023

Mein Hund zerstört alles, warum?

Viele Hundebesitzer fühlen sich angesichts der Zerstörungswut ihres geliebten Vierbeiners oft hilflos. Zerfetzte Schuhe, angeknabberte Möbel oder umgeworfene Mülleimer – manchmal ist es schwierig, das Wüten seines Hundes in den Griff zu bekommen. Damit er sich bessert oder dieses Verhalten ganz ablegt, muss zunächst die Ursache dafür geklärt werden.

In den meisten Fällen handelt es sich beim Zerstören von Gegenständen um eine Bewältigungsstrategie (Coping), die bei lebhaften und verspielten jungen Hunden beobachtet wird. In Abwesenheit seines Besitzers spielt der Hund mit allem, was er im Zimmer findet, um sich so die Langeweile zu vertreiben. Da er nicht dazu in der Lage ist, sein Spielzeug von den restlichen Gegenständen im Zimmer zu unterscheiden, zerstört er alles, was ihm vor die Schnauze kommt: Schuhe, Kleidung, Bettlaken, Mülleimer und Möbel. Nicht immer, wenn er alleine ist, tritt dieses Verhalten auf. Dies hängt stark davon ab, wie viel Zeit er hat. Es ist wichtig, auf ein ausgewogenes Verhältnis der Zeit zu achten, die der Hund täglich für Essen, Schlafen, Spielen, Laufen, Lernen und Sozialisieren aufwendet. Nichts davon sollte vernachlässigt werden. Ein Missverhältnis seiner Verhaltens- und Umweltbedürfnisse gleicht der Hund mit grosser Wahrscheinlichkeit mit zerstörerischen Handlungen aus. Ein sehr aktiver Welpe zum Beispiel, der nur zweimal täglich 20 Minuten Auslauf bekommt und den restlichen Tag in einem kleinen Zimmer verbringt, entwickelt sehr wahrscheinlich ein zerstörerisches Verhalten in Abwesenheit seines Besitzers, da nicht ausreichend auf seinen Bewegungsdrang Rücksicht genommen wird. Um dieses Gebaren in den Griff zu bekommen, sollte man versuchen, den Bedürfnissen des Hundes bestmöglich gerecht zu werden. Meistens verschwindet es aber nach seinem ersten Geburtstag von selbst.

Bei ängstlichen oder gestressten Hunden, die Einsamkeit nur schwer ertragen, kann ebenfalls zerstörerisches Verhalten auftreten, bei dem vor allem die Tür in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies kann von Lautäusserungen und Winseln begleitet sein und in manchen extremen Fällen sogar zur Selbstverstümmelung führen. Diese Art der Zerstörungswut kann bei jungen und bei erwachsenen Hunden auftreten und ist oft nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. In der Regel verschwindet sie nämlich nicht von selbst, sondern erfordert eine Verhaltenstherapie und in manchen Fällen sogar die gleichzeitige Verabreichung von Medikamenten mit beruhigender Wirkung. In der Verhaltenstherapie lernt der Hund in regelmässigen, mehrmals wöchentlich oder sogar mehrmals täglich stattfindenden Übungseinheiten das Alleinsein. Auch das Ausüben von Hundesport wie Agility oder Fährtensuche kann sich positiv auf das Verhalten des Hundes auswirken. Medikamente mit beruhigender Wirkung kann der Tierarzt nach einer Verhaltensberatung verordnen. Zumeist handelt es sich dabei um Fluoxetin, das besser unter seinem US-amerikanischen Handelsnamen Prozac bekannt ist und beim Menschen als Antidepressivum eingesetzt wird. Die Verabreichung eines solchen Medikaments ist aber kein Ersatz für eine Verhaltenstherapie. Ganz im Gegenteil, es sollte nur vorübergehend verwendet werden.

Auf keinen Fall sollte man den Hund für eine Dummheit bestrafen, die er in Abwesenheit seines Besitzers angestellt hat. Ausserdem empfiehlt es sich, das Zimmer, in dem der Hund allein gelassen wird, so gut wie möglich zu sichern, um zu vermeiden, dass er sich verletzt oder Gegenstände verschluckt.