«Das Herrchen muss seinen Hund dominieren und der Hund muss ihm untergeordnet sein.» Eine in der Welt der Hundeerziehung weitverbreitete Vorstellung, die man unbedingt genauer hinterfragen sollte.
Was bedeutet «Dominanz» überhaupt? Und ist, seinen Hund zu dominieren, tatsächlich die richtige Methode, um ihn gut zu erziehen und eine emotionale Bindung aufzubauen?
Um diese Fragen beantworten zu können, muss man wissen, dass es drei Grundarten von Beziehungen gibt:
Ausserdem unterscheidet man zwischen Interaktion (Austausch zwischen zwei Individuen) und Beziehung (entsteht durch wiederholte Interaktionen über eine gewisse Zeit). Um besser zu verstehen, wie eine Beziehung zwischen Hund und Mensch aufgebaut werden kann, muss man die verschiedenen Verhaltenstypen im Leben eines Hundes kennen:
[HE1]An dieser Stelle ist der Ausgangstext nicht ganz kohärent. Zwar wird gesagt, dass die verschiedenen Arten von Beziehungen aufgezählt werden, aber dann steht hier als letzter Punkt explizit eine "soziale Rolle" und keine Beziehungsart. Unserer Meinung nach sollte hier also eine entsprechende Anpassung vorgenommen werden.
Dabei handelt es sich um Verhalten im Zusammenhang mit Konflikten. Dazu zählt aggressives Verhalten (bedrohen, beissen, ausschlagen usw.) und vermeidendes oder unterwürfiges Verhalten (flüchten, flach hinlegen, auf den Rücken legen usw.).
Diese «negativen» Verhaltensweisen führen zu einer gewissen Distanz zwischen den Individuen – was man ja für gewöhnlich nicht erreichen möchte, wenn man einen Hund adoptiert. Damit sich eine von Dominanz und Unterwürfigkeit geprägte Beziehung einstellt, braucht es wiederholte und asymmetrische agonistische Verhaltensweisen.
In Situationen, in denen es um Ressourcenverteilung geht, sind solche Beziehungen sinnvoll, da sie den energetischen Aufwand für den Zugang zur Ressource möglichst geringhalten (z. B. kein Streit um Nahrung, da sich das dominierende Tier als erstes sättigen kann). In der Beziehung zwischen Hund und Besitzer gibt es jedoch keinen Streit um Ressourcen wie Nahrung, Sexualpartner, Ruheplatz usw. Es braucht also kein Dominanzverhältnis. Im Allgemeinen dominiert keine Tierart eine andere.
Der Ausdruck «Ihr Hund ist dominant» ist übrigens nichtzutreffend, da es sich bei Dominanz nicht um eine Charaktereigenschaft handelt, sondern um eine Beziehung.
Bei bindendem Verhalten handelt es sich um Verhaltensweisen wie Körperkontakt, Pflege, Ablecken oder Spielen. Es ist also «positives» Verhalten, das den Zusammenhalt der Gruppe und ihre Stabilität langfristig fördert. Für die Erziehung von Hunden werden diese Verhaltensweisen empfohlen. Darauf beruht der Grundsatz der positiven Erziehung mittels Belohnungen und Spielen, um eine starke Bindung aufzubauen.
Es ist nicht ratsam, seinen Hund zu dominieren. Viel eher sind «traditionelle» Erziehungsmethoden, bei denen der Besitzer den Hund dominiert, obsolet, da sie fälschlicherweise auf dem Vergleich der Lebensweisen von Hunden und Wölfen beruhen. Besser geeignet sind positive Erziehungsmethoden. Nicht nur bringen sie besser erzogene Hunde hervor, das Vertrauen, das der Hund seinem Besitzer entgegenbringt, fördert sein Wohlbefinden. Die Folge ist eine langfristig gute Beziehung.