Es gibt eine grosse Vielzahl an Hunderassen, die beispielsweise nach ihrem Schädelbau kategorisiert werden können. Man unterscheidet zwischen der dolichocephalen (länglicher Kopf, z. B. bei Windhunden), der mesocephalen (markanter Stop, z. B. bei Bracken) und der brachycephalen Kopfform. Brachycephale Hunderassen haben einen grossen rundlichen Schädel mit plattem Gesicht und einen gedrungenen und muskulösen Körper. Die bekanntesten Vertreter sind der Mops, die Französische und die Englische Bulldogge, der Cavalier King Charles Spaniel und der Boxer. Da diese Rassen seit einigen Jahren sehr gefragt sind, wurden sie mit immer platteren Schnauzen und faltigerer Haut gezüchtet, um den Wünschen der Kunden gerecht zu werden. Dieser Trend zur Überzüchtung – also zur extremen Ausprägung von entscheidenden Merkmalen einer Rasse – wirkt sich jedoch negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere aus.
1 – Atemwegsprobleme bei kurznasigen Hunden
Aufgrund der Deformierung des Gesichts sind oft die Atemwege beeinträchtigt: Das längliche Gaumensegel versperrt mehr oder weniger die (sehr enge) Luftröhre, Hautfalten bedecken die kleinen Nasenlöcher, die Schädelform verkürzt die Atemwege usw. Die Luft kann nur schlecht zirkulieren und der Hund hat Schwierigkeiten zu atmen. Bei körperlicher Betätigung und im Sommer leiden diese Tiere besonders. Aus diesem Grund erfordert ein brachycephaler Hund viel Zuwendung; manchmal sind sogar chirurgische Eingriffe nötig, um die Lebensqualität des Tieres zu verbessern.
2 – Hautkrankheiten
Die häufigsten Hautkrankheiten bei brachycephalen Hunden betreffen die Hautfalten im Bereich des Gesichts, der Rute und des Rumpfs. In den Falten kommt es oft zu einer Mazeration (Aufweichung des Gewebes), die eine Dermatitis (Hautentzündung) zur Folge hat. Ein weiteres häufiges Problem ist Haarausfall und es gibt auch rassespezifische Erkrankungen wie die primäre sekretorische Otitis media beim Cavalier King Charles Spaniel.
Diese Leiden erfordern eine langfristige Behandlung. Durch sogenannte Schönheits-OPs können die Hautfalten reduziert und so die Mazeration verhindert werden.
3 – Augenerkrankungen
Die Kurznasigkeit verhindert manchmal das ordentliche Schliessen der Augen, weshalb Hunde brachycephaler Rassen auch für Hornhaut-Ulcer anfälliger sind (zwanzigmal häufiger als andere Rassen). Dieses schmerzhafte Leiden kann zu Vernarbungen der Augen und sogar dauerhafter Blindheit führen.
4 – Orthopädische Leiden
Brachycephale Hunde sind anfällig für sehr schmerzhafte Patella-Luxationen, die mit Humpeln und Arthrose einhergehen. Bei Hunden mit Korkenzieherrute besteht auch das Risiko von Fehlbildungen der Wirbelsäule wie einer Skoliose. Das kann ebenfalls sehr schmerzhaft sein und die Bandscheiben destabilisieren.
5 – Neurologische Erkrankungen
Als häufigste Erkrankung ist hier die Syringomyelie zu nennen. Dabei handelt es sich um eine Höhlenbildung in der grauen Substanz des Rückenmarks. Dadurch werden die Nervenfasern komprimiert und schwinden allmählich. Die primären klinischen Symptome sind episodisch auftretende Schmerzen in Gliedmassen oder Hals. Durch eine medikamentöse oder operative Behandlung kann der Kompression des Rückenmarks entgegengewirkt werden. Es ist möglich, Zuchttiere mittels Kernspintomografie daraufhin zu untersuchen. Ausserdem wird empfohlen, auf eine nicht zu übertriebene Kopfform zu achten (weniger gross und rund).
Trotz ihrer Anfälligkeit für zahlreiche gesundheitliche Probleme, die natürlich in erster Linie den Hund belasten, aber auch hohe Tierarztkosten verursachen, sind diese Hunde derzeit besonders beliebt. Daher ist es umso wichtiger, dass man sich vor der Adoption dieser Probleme bewusst ist, damit man kein überzüchtetes Exemplar auswählt und so dem Hund eine gewisse Lebensqualität ermöglicht. Auch wenn bei gewissen Rassen wie etwa der Englischen Bulldogge eine rückläufige Entwicklung nicht mehr möglich ist, ist es nicht zu spät, durch gesteigertes Bewusstsein dem Trend entgegenzuwirken, Welpen zu züchten, die sogar schon vor ihrer Geburt ernsthafte gesundheitliche Probleme haben.
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